Alltagstipps für Patienten mit Beinlymphödem

Die DGL Alltagstipps als Download ›


Einleitung

Diese Liste mit Alltagstipps wurde für Beinlymphödempatienten verfasst und soll aufklären, wie Sie durch Ihr Verhalten, Ihren Ödemzustand halten oder verbessern können. Für Ödemgefährdete ist sie eine Hilfestellung um eine Ödementstehung möglichst zu verhindern. Ödemgefährdet ist, wer Lymphknoten entfernt und/oder eine Bestrahlung bekommen hat.

Um den Zusammenhang zwischen dem eigenem Verhalten und dem Ödemzustand zu verstehen, ist es hilfreich wenn Sie die Funktionsweise des Lymphgefäßsystem verstanden haben (siehe Med. Info: Über die KPE). Der Arzt/Therapeut sollte mit Ihnen die individuellen Alltagssituationen besprechen, ödemprovozierendes Verhalten erkennen und individuelle Alltagstipps erarbeiten.
Eine Schädigung der restlichen Lymphgefäße sollte verhindert und die Bildung von Lymphflüssigkeit möglichst gering gehalten werden.
Die Inanspruchnahme der verordnete Physikalische Therapie sollte selbstverständlich und die Wichtigkeit des konsequenten Tragens der Kompressionsbestrumpfung deutlich sein.


Alltagstipps

  1. Vorsicht vor Verletzungen!

    Natürlich haben Sie bisher auch immer darauf geachtet, dass Sie sich nicht verletzen. Allerdings ist es für Ödempatienten besonders wichtig, Verletzungen zu vermeiden, weil selbst kleinste Verletzungen zur Zerstörung von Lymphgefäßen oder zu Blutergüssen führen können. Verletzungen sind außerdem Eintrittspforten für Bakterien. Daher sollten Sie zu Hause und im Urlaub immer ein Desinfektionsmittel bei sich haben. Auch kleinste Verletzungen sollten Sie immer desinfizieren. Im schlimmsten Fall kann eine kleine Verletzung  zu einer starken Entzündung, der Wundrose (Erysipel) führen. Die Wundrose ist die häufigste Komplikation des Lymphödems. Beim Auftreten einer Wundrose (Schwellungszunahme, Rötung, Schmerzen, Fieber, Übelkeit) kontaktieren Sie bitte schnellstmöglich Ihren Arzt! Eine Wundrose muss mit Antibiotikum behandelt werden!

    Das bedeutet für den Alltag, u.a.:

    • Am Besten kein Barfußgang außerhalb der Wohnung. Ggf. am Strand Badeschuhe tragen
    • Druckblasen und Scheuerstellen an den Füßen vermeiden
    • Vorsicht beim Rasieren der Beine
       

    Beim Arzt:

    • Manchmal muss auf folgende Punkte hingewiesen werden:
    • Keine Injektionen oder Akupunktur in das ödembetroffene Bein oder den zugehörigen Körperquadranten
       
  2. Vorsicht vor Überlastungen!
    Überlastungen führen durch Zunahme der Lymphflüssigkeitsbildung zur Ödemverstärkung.

    Das bedeutet für den Alltag, u.a.:

    • Vermeiden Sie zu lange in einer Position (stehend oder sitzend) zu verharren
    • Beim Sport: Günstig sind Schwimmen und Gymnastik. Alle Sportarten (außer Schwimmen) sollten möglichst mit Kompressionsbeinstrumpf ausgeübt werden
    • Planen Sie Pausen zwischen den Arbeiten ein in denen Sie evtl. die Beine hochlagern
    • Sollte sich das Ödem in der Schwangerschaft verstärken, die Therapiefrequenz erhöhen
       
  3. Vorsicht vor klassischer Knetmassage!
    Durch eine Massage wird die Gewebsdurchblutung gefördert. Dies führt zu einer verstärkter Lymphflüssigkeitsbildung. Sanfte Massagen zur Schmerzlinderung mit anschließender Lymphdrainage sind möglich.
     
  4. Vorsicht vor Überwärmung!
    Eine Überwärmung führt zu einer gesteigerten Lymphflüssigkeitsbildung.

    Das bedeutet für den Alltag u.a.:

    • Sonnenbrand vermeiden
    • Warmwasserbad und Thermalbad nicht zu heiß
    • Sauna kann ungünstig sein, daher vorsichtig ausprobieren
       
  5. Hautpflege
    Eine gute Hautpflege ist essentiell. Trockene und rissige Haut bieten Eintrittspforten für Bakterien (siehe „Vorsicht vor Verletzungen!). Auch Fußpilz, besonders zwischen den Zehen, bietet Eintrittspforten. Pilzinfektionen müssen behandelt werden.
     
  6. Einengende Kleidung vermeiden
    Durch zu enge Kleidung werden Lymphgefäße eingeengt und der Lymphabfluss behindert. Achten Sie daher darauf, dass Ihre Kleidung nicht einschnürt.
    • Keine abschnürenden Hosen, Strümpfe oder Schuhe
    • Keine zu engen Gürtel oder Korsetts
       
  7. Vorsicht vor Übergewicht!
    „Fett und Lymphe vertragen sich nicht“. Eine besondere „Lymphdiät“ gibt es nicht.
    Es sollte auf Nikotin verzichtet werden.

  8. Lymphödem im Genitalbereich?
    Bitte kontrollieren Sie, ob sich im Genitalbereich ein Ödem gebildet hat. Beinlymphödempatienten können ggf. Genitallymphödeme entwickeln. Scheuen Sie sich nicht davor Ihren Arzt/Therapeuten anzusprechen, wenn Sie Veränderungen im Genitalbereich festgestellt haben. Genitallymphödeme müssen behandelt werden.
    Lesen Sie bitte auch Alltagstipps für Patienten mit Genitallymphödem ›