Der erste Kontakt mit Ihrem Lymphtherapeuten

Wenn Sie das erste Mal zur Lymphdrainage gehen, sollten Sie nicht überrascht sein, wenn die meiste Zeit des ersten Termins für die Erhebung des Befunds veranschlagt wird. Die Befunderhebung ist überaus wichtig, damit der Therapeut ein Gesamtbild des Patienten bekommt, eine Diagnose stellen kann und entsprechend individuell den Patienten behandeln kann.
Die Befunderhebung besteht aus einer Befragung zur Krankheitsgeschichte (Anamnese), einem Sichtbefund (Inspektion), einem Tastbefund (Palpation), Umfangsmessungen und einer Photodokumentation. Orthopädische, muskuläre, oder neurologische Beschwerden sollten hierbei mitberücksichtigt werden. Des weiteren müssen Kontraindikationen für die Behandlung mittels Manueller Lymphdrainage ausgeschlossen werden. Kontraindikationen sind Umstände, die die Anwendung der Therapie verbieten oder als nicht ratsam erscheinen lassen.


Kontraindikationen

Absolute Kontraindikationen:

  • Herzinsuffizienzen, die nicht medikamentös eingestellt sind
  • Akute bakterielle/virale Infektionen
  • Erkrankungen mit Fieber
  • Venenthrombose

Relative Kontraindikation:

  • Bösartiger Prozess. Wenn ein bösartiges Krebsleiden vorliegt, muss die erste Therapie, die gegen den Krebs gerichtete Therapie sein (OP, Bestrahlung, Chemotherapie). Erst an zweiter Stelle steht die Behandlung mittels der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie.

Neben den allgemeinen Kontraindikationen, gibt es lokale Kontraindikationen für den Hals- und Bauchbereich.


Die Befunderhebung ist überaus wichtig. Sie besteht aus 5 Schritten

1. Gespräch (Anamnese)
Der Therapeut sollte ein ausführliches Gespräch mit Ihnen führen, indem er nicht nur auf Ihre Ödemsituation eingeht, sondern auch nach anderen Beschwerden fragt. Folgende Fragen sind wichtig: Wo ist das Ödem? Seit wann haben Sie das Ödem? Gab es einen auslösenden Faktor? Wurden Sie operiert? Wurde eine Bestrahlung u./o. Chemotherapie durchgeführt? Liegen in der Familie Ödeme vor? Wie wurde das Ödem bisher behandelt? Tragen Sie einen Kompressionsstrumpf? Hatten Sie schon einmal eine Wundrose (Erysipel)? Haben Sie Schmerzen und wenn ja, wo und von welcher Qualität? Haben Sie andere Erkrankungen u./o. Beschwerden? Nehmen Sie Medikamente ein?

2. Sichtbefund
Im Anschluss erfolgt ein Sichtbefund. Um einen umfassenden Eindruck von der Ödemsituation, aber auch von den angrenzenden Gebieten des Ödems zu bekommen, ist es notwendig, dass sich der Patient entkleidet. Der Therapeut wird auch die allgemeine Körperhaltung und -bewegung inspizieren. Während dem Sichtbefund wird der Therapeut  Sie von allen Seiten betrachten. Es wird auf die Lokalisation und das Ausmaß des Ödems, Hautbeschaffenheit/-farbe und mögliche Hautveränderungen geachtet. Auch Narbenverläufe und auffällige Venenzeichnungen werden festgehalten.

3. Tastbefund
Lymphödeme führen, je länger sie vorhanden sind, zu Hautverdickungen und Verhärtungen im Gewebe. Mittels des Tastbefundes kann diese lymphödemspezifische Veränderung festgestellt werden. Es wird überprüft, ob das Ödem weich und eindrückbar oder fest ist. Je länger ein Lymphödem vorliegt, desto fester ist es. Liegt ein Ödem in einem Bein/Fuß vor, wird das Stemmer´sche Zeichen getestet. Dies ist ein Hautfalten-Test, der an der zweiten Zehe ausgeführt wird. Mit dem Daumen und dem Zeigefinger wird an beiden Zehen probiert eine Hautfalte abzuheben. Ist diese Hautfalte an der betroffenen Seite verbreitert oder lässt sich gar nicht mehr abheben, ist das Stemmer´sche Zeichen positiv und deutet auf ein Lymphödem hin. Sind beide Beine/Füße betroffen, wird die Hautfalte des Zehs mit der Hautfalte eines Fingers an der selben Seite verglichen. Mit Hautfalten-Tests kann u.a. auch an „ödemunauffälligeren“ Körperstellen, wie beispielsweise dem Rumpf, überprüft werden, ob nicht vielleicht doch ein Lymphödem vorliegt.
Ein Tastbefund gibt auch Information über eventuelle Schmerzhaftigkeit des Gewebes und macht es daher möglich zwischen unterschiedlichen Krankheitsbilder zu unterscheiden.
Des weiteren sollte die Lymphknotenbeschaffenheit geprüft werden.
Zusätzlich erfasst der Therapeut  mögliche Bewegungseinschränkungen.

4. Umfangmessungen
Um den Verlauf der Therapie beurteilen zu können ist es notwendig Umfangmessungen durch zu führen. Ist nur eine Seite betroffen, wird auch die nicht betroffene Seite vermessen, sodass Vergleichswerte vorliegen.

5. Fotodokumentation
Die Fotodokumentation ist ein zusätzliches Mittel, mit dem der Therapieverlauf festgehalten wird. Dies ist nicht nur für den Therapeuten und den Arzt wichtig, sondern selbstverständlich auch für den Patienten, der den „Vorher-Nachher-Effekt“ vor Augen geführt bekommt und somit die Motivation für die Therapiefortsetzung erhöht.
Nach der Befundung sollte eine Zielvereinbarung stattfinden. Es muss geklärt werden, was die Therapieerwartungen des Patienten sind und welche Möglichkeiten und Grenzen die Therapie bietet.
Wichtig ist zu klären ob die Phase 1 der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie  einzusetzen ist, oder die Phase 2.


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