Behandlungsaufbau der Manuellen Lymphdrainage

Wie die Behandlung aufgebaut wird, hängt vom Krankheitsbild, von der Ödematisierung und der anatomischen Situation ab. Der Behandlungsaufbau wird ganzheitlich und individuell auf jeden Patienten abgestimmt.


Fallbeispiel:

Anhand eines Beispiels möchte ich vereinfacht einen Behandlungsaufbau erklären:
Frau M. wurde nach der Diagnose Brustkrebs links, brusterhaltend operiert. Es wurden mehrere Lymphknoten aus der linken Achsel entfernt. Nach der Operation hat sich ein Lymphödem unterhalb der  linken Achsel und im linken Oberarm entwickelt.Um den Behandlungsaufbau zu verstehen, ist es notwendig zu hinterfragen, warum sich dieses Lymphödem entwickelt hat. Ist das Lymphgefäßsystem intakt, nehmen die Lymphknoten der linken Achsel über Lymphgefäße die Lymphfüssigkeit aus folgenden Regionen auf: Linker Arm und linke Hand, linke Brust und linke Schulterblattregion. Werden infolge einer Krebsoperation Lymphknoten in der Achsel entfernt, kann die Lymphflüssigkeit aus den obengenannten Gebieten nicht abtransportiert werden. Das „Leitungssystem“ ist unterbrochen. Die Lymphe staut sich, es entsteht ein Lymphödem.
Allerdings entwickelt nicht jeder, dem Lymphknoten entfernt wurden, ein Lymphödem. Ob sich ein Lymphödem entwickelt ist von individuellen Faktoren abhängig.


Was kann man tun, um das Lymphödem zu beseitigen?

Stellen Sie sich einen Stau auf der Autobahn vor. Macht es da Sinn, von hinten zu drängeln und zu schieben? Es wird erst wieder „laufen“ wenn die Autos am Stauanfang sich in Bewegung setzen. Ähnlich ist es bei einem Lymphstau. Da das Lymphgefäßsystem, wie ein Staubsauger, mit Sog arbeitet, müssen immer zuerst ödemfreie Körpergebiete behandelt werden. Erst, wenn eine Reaktion in dem ödematösen Gebiet festzustellen ist (u.a. Ödemabnahme, weich werden des Gewebes) darf dieses Gebiet behandelt werden.
Die gestaute Lymphflüssigkeit darf also nicht in Richtung betroffene Achsel geschoben werden. Das Lymphödem kann dort nicht ablaufen und man würde eine Verschlechterung des Ödems begünstigen.
Für den Behandlungsaufbau für Frau M. (Lymphödem unterhalb der linken Achsel und im linken Oberarm) bedeutet das, dass die Lymphknoten oberhalb der Schlüsselbeingruben, die Lymphknoten in der rechten Achsel und die Lymphknoten in der linken Leiste vorbehandelt werden müssen. Werden die dazu gehörigen Hautareale behandelt, entsteht ein Sog auf das gestaute Gebiet. Der „Stausauger“ ist an, der Stau setzt sich in Bewegung. Die Patientin wird sowohl von vorne, wie auch von hinten behandelt. Wenn eine Reaktion im gestauten Gebiet deutlich ist, wird das gestaute Gebiet behandelt. Zuerst das Lymphödem unterhalb der rechten Achsel und im Anschluss der Oberarm, wobei mit der Schulter begonnen wird.


Grundregeln zum Behandlungsaufbau:

Es werden grundsätzlich mehrere Körpergebiete behandelt.
Bevor die ödematöse Körperstelle behandelt wird, werden erst intakte, zentral liegende Regionen behandelt. Erst wenn ein zentraler Abfluss bewerkstelligt ist, wird das ödematöse Gebiet behandelt!
Nach der zentralen Vorbehandlung werden die Extremitäten schrittweise behandelt. Begonnen wird mit der körperstammnahen Region. Langsam wird sich der Therapeut von dieser Region „herunter-arbeiten“.


Was können Sie während der Manuellen Lymphdrainage spüren?

Neben den angenehmen, entspannenden Griffen der Manuellen Lymphdrainage geben Patienten häufiger folgende Empfindungen an: Gänsehaut, Kribbeln, Ameisen-laufen, sanftes Pulsieren oder Schauer. Mögliche Spannungsgefühle in dem betroffenen Gebiet nehmen ab.
Die Manuelle Lymphdrainage stimuliert den Teil des Nervensystems, der für Entspannung sorgt. Daher werden sie nach der Behandlung ein wenig schläfrig sein. Ruhen Sie einwenig nach.
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie während oder nach der Therapie vermehrt Wasserlassen müssen. Die abgeführte Lymphflüssigkeit wird vereinfacht ausgedrückt über ihre Blase ausgeschieden. Wird der Lymphabfluss gesteigert, steigt die Urinmenge.


Hautpflege

Nach der Manuellen Lymphdrainage wird eine Hautpflege durchgeführt. Lymphödempatienten haben oft eine trockene Haut. Da zusätzlich die Immunsituation im Ödemgebiet schlechter ist, als im ödemfreien Gebiet, kann es hier schneller zu Infektionen kommen. Daher ist es wichtig, die Haut vor der Bandagierung zu pflegen.


Kompressionsbehandlung

Ohne eine Kompressionsbehandlung kann die durch die Manuelle Lymphdrainage erreichte Ödemreduzierung nicht gehalten werden. Das Lymphödem würde sich wieder ausbreiten.
Die Kompression reduziert die Menge an lymphpflichtigen Lasten.
Durch die Kompression werden die Venen unterstützt und kann das Blut besser Richtung Herz zurückfließen. Liegen lymphostatische Fibrosen vor, können diese durch die Kompressionsbandage gelockert werden. Der Lymphabtransport wird durch die Kompression gesteigert. Gleichzeitig stützt die Kompressionsbandage und verbessert die Funktion der Muskel- und Gelenkpumpe, wodurch wieder mehr Lymphe abtransportiert wird.


Bewegungstherapie

Liegen Bewegungseinschränkungen vor, sollten diese therapeutisch behandelt werden.
Die anschließende Bewegungstherapie in der Bandage sorgt für eine optimale Wirkung der Bandage.


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